Eine Mitteldistanz im Einzelstart und eine im Jagdstart, das war unser Programm des diesjährigen Euromeetings in Estland. Erste Gelegenheit, bereits ein Jahr nach vorne zu blicke und für die EM 2020 die Rüstwerkzeuge zu definieren. Aber auch eine Gelegenheit, endlich einen ersten Schritt aus dem Loch zu machen, in welchem ich mich seit langem befinde.
Ersteres war einfacher, als Zweiteres.
Ich flog nach Estland mit sehr gemischten Gefühlen. Vor allem aber mit einem recht angeschlagenen Selbstvertrauen. Bei den letzten Läufen lief mir vieles nicht so, wie ich dies gewünscht habe. Ich musste beim 5’000m Test auf der Bahn feststellen, dass meine physische Form für schnelles flaches Rennen weit weg von dem Niveau ist, das man als Kaderathlet haben muss. Bei der Sprint-SM stellte ich leider ähnliches fest und die fast vier Minuten Fehler beim Mitteldistanz Testlauf liessen schliesslich auch an meiner technischen Form zweifeln. Verstärkt wurde dies durch eine schwache Startphase an der LOM (Langdistanz SM). Wobei hier am Ende dank einem guten Kampfgeist, gutem Grundlagetraining und Geduld dennoch ein toller 8. Schlussrang resultierte.
Zuvor war ich noch sehr optimistisch, da ich am Thuner Stadtlauf mit dem Rang 4 und einer Zeit unter 33 Minuten (über 10km) fast an meine PB herankam. Aber die fehlenden Trainingsminuten im Frühling und vor allem die fehlenden Wettkämpfe nagen an meinem Vertrauen und auch an der Motivation. Wenn ich an einen Wettkampf gehe, dann weil ich ein gutes Rennen zeigen will (sonst würde ich das rote Dress lieber zur Seite legen und in den Orangen Farben vor allem Spass am Sport haben und die Resultate zur Seite legen).
Da ich mich aber im Baltischen Gelände sehr wohl fühlte in den letzten Jahren, wollte ich die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Es fühlte sich beinahe etwas «heimelig» an, wiedermal nach Otepää zu reisen.
Leider erwischte ich einen schlechten Start, denn nur einige Stunden nach unserer Ankunft musste ich für eine Wundversorgung ins Spital gefahren werden. Eine Kante einer Säule um Hotelgebäude hatte auf unangenehme Art und Weise Bekanntschaft mit meinem Kopf gemacht und eine 2-3cm Schnittwunde im Kopf verursacht (wie es dazu kam bleibt unter den Teilnehmenden geheim).
Glücklicherweise konnte man die Wunde gut Kleben und so war ich mit einem eingebundenen Kopf und Kopfschmerzen im Bett und versuchte mich immer noch positiv auf die Läufe einzustellen.
Die Trainings vor den Wettkämpfen gingen dann von Mal zu Mal besser – ich musste zum Schutz der Wunde einen Verband tragen, welcher mich aber nicht beim OL machen hinderte – ob er ästhetisch was her gab, darf jeder selber entscheiden.
Mit einem kontrollierten Rennen über die Mitteldistanz und einem soliden, wenn nicht sogar guten, 5. Rang sicherte ich mir eine gute Ausgangslage für die Jagdstart vom Sonntag.
Nur 10 resp. 7 Sekunden hinter Rang 3 und 4. Da aber auf Rang vier Joey Hadorn aus der Schweiz startete, wusste ich, dass gerade der Start kein Zuckerschlecken wird.
Das rennen verlief etwas harziger als am Vortag. Besonders zu Beginn hatte ich einige Fehler und verlor so den Anschluss an Joey und somit auch die Chance auf ein Podest. Ich fand mich wieder in einer Dreiergruppe, welche am Schluss um den fünften Rang kämpfte. Da ich immer aktiv in der Gruppe vorne lief, fühlte ich mich genügend sicher, um auf dem Weg zum letzten Posten meinen eigenen Weg zu nehmen und so als erster der drei über die Ziellinie laufen zu können. Ein toller fünfter Schlussrang.
Mit den beiden 5. Platzierungen bin ich sehr happy. Das gibt mir wiedermal etwas Licht ins sonst nicht optimale Tagesgeschäft. Darauf kann ich aufbauen und ich freue mich sehr, dass bis zu den Militär-Welt-Spielen Ende Oktober noch genug Zeit bleibt, um dies umsetzen zu können.
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