Ich blicke nun mit einem kleinen Abstand auf zwei unvergessliche Wochen zurück.
Wenn ich alles erwähnen möchte, was passiert ist und was wir erlebt haben, so würde ich die nächsten Wochen nur noch mit schreiben verbringen…
Die Grobbilanz lautet:
– Erstes WM-Diplom (6. Rang Staffel mit Patrik Wägeli und Florian Howald)
– 1x top 20 (19. Rang Mitteldistanz)
– Viele wichtige Erfahrungen um die Präzision des OL’s zu verbessern
– Gute Reaktionen nach eher entäuschenden ersten Läufen

Staffeldiplom 6. Rang, mit Wägeli, Flo und mir (vrnl)
Doch nun noch etwas genauer:
Das Abenteuer begann am 28. Juni 2011 in Basel, dort trafen wir uns alle um dann zusammen via München nach Gdansk zu fliegen.
In Polen angekommen bezogen wir nach einer kurzen Autofahrt unsere Hotelzimmer in Wejherowo um die nächsten drei Tage mit Trainings und viel Freizeit zu verbringen. Die Anspannung war natürlich gross für die kommenden Läufe und ich fühlte mich sehr gut im steilen, schnellen polnischem Gelände.
Doch bevor die Rennen starteten, stand die Opnening-Ceremonie auf dem Programm, da konnte man die ersten Blicke auf die grosse Konkurrenz werfen.
Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Russland, Polen, Österreich, Frankreich, Spanien, Grossbritanien, New Seeland, Afrika, Japan… Es gab unzählige Nationen, einige bekannte aber viele neue Gesichter, die man im verlaufe der Woche sicherlich besser kennen lernen konnte.
Nach der Ceremonie gab es dann endlich die Startnummern und die Startzeiten, bevor wir uns schlafen legen konnten.
Sprint in Lebrok:
Am Morgen hatten wir wie schon öfter viel Freizeit, die man sinnvoll nutzen musste, um nicht sinnlos nervös für den Sprint vom nachmittag zu sein.
Unser Team nutzte die Chance und hängte in den verschiedenen Unterkünften die Teampräsentationen auf.
Der Nachmittag kam langsam näher und wir mussten alle um 13.00 Uhr in der Quarantäne in Lebrok sein.
Lebrok ist ein kleines Städtchen mit teilweise alten Gebäuden, Parkanlagen aber auch einem Waldgebiet mit einer „Bastille“.
Für Abwechslung war also gesorgt und niemand wusste so richtig, wo es hin gehen wird, bis wir dann in der Quarantäne ankamen.
Es hiess nun zwei Stunden Zeit tot schlagen und sich danach richtig zu fokussieren.
Nach dem Einlaufen wurde es ernst und der erste Wettkampf meiner ersten Junioren-WM stand bevor.
Ich war sehr nervös und etwas übereifrig, so dass ich zu Beginn einige Unsicherheiten zu verzeichnen habe. (Posten 2+3)
Als ich dann endlich etwas auf der Karte war, merkte ich bereits, dass ich schon sehr müde war und so passierte gleich wieder ein kleiner Bogen zu Nummer 6…
Danach konnte ich mich etwas fangen, doch der Geländewechsel machte mir dann zu schaffen und in der Stadt vermochte ich dann dem schnellen Gelände nicht mehr stand halten zu können.
Gegen Schluss waren die Beine schwer und brannten vor Müdigkeit.
Ich spurtete ins Ziel und war völlig am Ende, aber etwas erleichtert. Das war es nun, eine WM! Es hatte viele Zuschauer (darunter auch einige Schweizerfahnen und sogar eine Berner-Fahne).
Ich bin mit dem Lauf nicht unzufrieden, obwohl es einige Fehler hat, so blieb ich in den wichtigsten Momenten dennoch cool und konnte grössere Patzer vermeiden.
Doch dann kam das brutale an einer WM, beinahe jede Fehlersekunde wurde mit einem Rang weiter hinten bestraft.
Die Leistungsdichte war emens hoch und ich merkte, dass ich selbst mit einem technisch guten Lauf nicht die ausreichende Spritzigkeit hätte, um in die besten 20 zu laufen.
Es resultierte der etwas entäuschende 55. Rang.
Aber es weckte natürlich den Hunger in mir, besser zu lafen und weiter vorne klassiert zu sein.
Wir konnten an diesem Tag aber zwei super Leistungen feiern:
Florian Howald gewann die geniale Bronze-Medaille bei den Männern und Julia Gross erreichte mit dem 5. Rang ein Diplom!
Karte
Rangliste
Langdistanz
Weniger als 20 Stunden nach dem Start vom Sprint ging es am nächsten Tag mit der Langdistanz weiter.
Die Karte versprach einige Höhenmeter und schlaue Routenwahlen waren wichtig.
Ich war sehr nervös, weil ich mich physisch top fit fühlte und wusste, dass ich in der Langdistanz zu Hause war…
Doch leider vermochte meine Mentale Form nicht mit der Physischen mit zu halten und so machte ich zu den Posten 1,2,3 gleich allesamt Fehler. Es summierten sich somit um die 4-5 Minuten.
Ein heftiger Motivationskiller, jedoch kein Grund, nicht noch härter zu kämpfen.
Nun denn, mir lief es ab dem Posten vier bis Posten 20 enorm gut und ich konnte physisch ein hohes Tempo laufen, so dass ich zwischen diesen Posten nur gerade 3′ auf die Spitze verliere.
Am Schluss machte ich dann leider noch zwei dumme Fehler, welche einen guten Lauf trotz Startschwierigkeiten doch noch schlecht machten.
Im Ziel stellte sich heraus, dass es vielen ähnlich ging wie mir und dass mein Mittelteil wohl doch sehr gut war, lange Zeit blieb ich in den top 30, bevor ich dann knapp drüber auf Rang 35 auf der Schlussrangliste stand.
Der Rang stimmt mich sehr zuversichtlich und die physische verfassung noch mehr.
Mit dem Rückstand von 11 Minuten bin ich jedoch nicht sonderlich zufrieden, aber wenn man fast 6 Minuten Fehler macht, dann darf man nichts anderes erwarten.
Auch heute gab es wieder ein Diplom, Florian Howald landete auf dem vierten Rang.
Karte
Rangliste
Mitteldistanz
Nach einem Ruhetag und den ersten wichtigen Auswertungen ging stand zu erst die Mitteldistanz-Quali an, bevor am Tag später dann das Final ausgetragen wurde.
Ich konnte wichtige Erkentnisse aus dem Sprint und Langdistanzrennen nehmen und veränderte so mein Vorstartprozedere etwas, was mir mehr Sicherheit am Anfang des Rennens gab.
So startete ich bei beiden Rennen sehr gut und machte im Verlaufe der Rennen wenig Fehler.
Der Wald war, wie schon im Langdistanzrennen, sehr schnell und man sah sehr weit.
Technisch bot die Qualibahn keine grossen Herausforderungen, viel mehr waren super schnelle Beine gefragt.
Vom Finale durfte man dann
Es resultierte ein 14. Qualirang im Head a sowie ein 19. Rang im Sprint-Final und somit ein erhofter top 20 Rang.
In der Quali lief ich technisch nicht so gut, wie im Finale, dort war lediglich ein Fehler von 20″ und ein 10″ Zeitverlust, welche mich eine bessere Platzierung kosten.
Aber auch so bin ich sehr zufrieden mit diesen beiden Läufen und war zuversichtlich für die Staffel.
Florian Howald gewann übrigens sein drittes Diplom mit einem 5. Rang!
Karte Middle Q / Rangliste Middle Q – Head 1
Karte Middle F / Rangliste Middle F
Staffel
Der letzte Lauf der WM war traditionellerweise die Staffel.
Wir sind mit dem Ziel angereist, ein Staffeldiplom zu gewinnen, wussten aber, dass dies keine einfache Mission ist. Patrik Wägeli auf der Startstrecke, ich auf der zweiten und Florian Howald auf der Schlussstrecke, so sah die Aufstellung aus.
Pädi-Wägi machte seine Aufgabe enorm gut und kam an vierter Stelle nur sehr knapp hinter den ersten zurück und so wurde ich in den brutal schnellen Wald bei „Gniewowo“ geschickt.
(Die Organisatoren versprachen Kilometerschnitte bei 4.2 min/km…)
Der Start war super und ich fand mich ganz vorne in einem vierer Tra, zusammen mit einem Tschechen, Neu Seeländer und Schwed.
Ich lief kontrolliert mit, musste aber physisch sehr schnell meine Grenzen überschreiten um dem Pace der Gruppe mithalten zu können. So passierte es dann, dass ich zum neunten Posten die Gabelung verpasste und mit den anderen zu ihrem Posten kam.
Etwas in der Säure hatte ich Mühe, mich schnell auf zu fangen und sehr bald überholte mich Läufer um Läufer…
Anschliessend konnte ich den Patzer wieder gut machen, indem ich mich zum letzten Mal für die Woche sehr quälte und Läufer für Läufer überholte.
Das Tempo war sehr hoch und ich merkte, wie meine Beine zu schmerzen begingen, aber das Ziel war nahe und so kämpfte ich mich müde dort hin, um an Flo zu übergeben.
Dieser startete als 11 mit wenig Rückstand aufs Diplom/Medaille.
Mit einem super Lauf konnte er einige Plätze gut machen und im Ziel erreichten wir den 6. Rang und somit das erhoffte Diplom.
Und obwohl ich einen Fehler von 40-60″ gemacht habe, so bin ich sehr zufrieden mit meinem Lauf und freue mich riesig über das gewonnene Diplom.
Karte Staffel
Rangliste
Somit gehört der Saisonhöhepunkt bereits der Vergangenheit an und man sollte schon etwas nach vorne schauen.
Es wird aber einige Zeit brauchen, um alles zu büscheln, abzulegen und auszuwerten.
Ich werde mich beeilen, möglichst bald einige Bilder auf die Homepage zu laden, damit aussenstehende auch in ein WM-Feeling kommen.
Ein herzliches Dankeschön, an alle Glückwünsch-SMS und die vielen E-Mails, ganz abgesehen von den tausenden von Briefen 😉
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