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Was es heisst, wenn man eins aufs Dach bekommt als Sportler, das musste ich während der letzte Woche am Oringen in Schweden erleben. Am grössten Mehrtage-OL von Schweden lief ich, in der mit 80 Startplätzen limitierten, H21 Elite Kategorie und musste mich mit schlechten und weniger schlechten Leistungen und Resultaten zufrieden geben.
Dass ich nicht optimal für solche Wettkampfwochen bereit bin, zeigt ein Blick auf die letzten Wochen und Monate. Da der Kopf aber doch Spitzensport machen will und so eine Diskrepanz zwischen Erwartung/Hoffnung und Realität entstand, das ist wohl gut so…

Ein kurzer Blick zurück:
Nach einem enorm guten aber auch harten Trainingsblock bekam ich schlagartig und plötzlich stechende Schmerzen im Knie (rechts). Das gleiche Knie, dass ich im 2011 bereits operieren musste.
Es folgten Abklärungen, Pausen, alternartives Training, nochmals Pausen, Behandlungen und sehr viele Physiostunden.

MRI Knie Rechts mit erkennbarer Irritation lateral

Im Mai konnte ich mit einem langsamen Aufbau anfangen und mein Training über Wochen von 2-3h auf 5-6h steigern. In der Folge konnte ich im Trainingslager in Norwegen teilnehmen und auch einige Wettkämpfe im Juni bestreiten. Die Form war wie ein Kinderüberraschungsei – man wusste nicht was es gibt, aber es gab auf jedenfall immer etwas Süsses.
Mit etwas Süssem meine ich hier den Fakt, dass ich die Wettkämpfe bestreiten konnte. Mit dem Gewinn der Pfingststaffel und der Staffel-SM sowie dem zweiten Rang bei der 5er Staffel und dem tollen 31. Rang an der Jukola konnte ich zusammen mit der ol norska einige tolle Renntage feiern. Im Anschluss schaffte ich es irgendwie, innerhalb von 2 Wochen, meine Form nochmals zu steigern und an den WM Selektionsläufen in Norwegen zwei sehr gute Leistungen zu zeigen. In der Langdistanz wurde ich zwar nach einem drittel des Rennens vom nach mir gestarteten Martin Hubmann eingeholt (eine langsame Route war der Grund dafür). Ich konnte aber in der Folge das Tempo mitgehen und so einen tollen 5. Rang herauslaufen. In der Mitteldistanz fehlte mir etwas die Wettkampferfahrung und ich benötigte 5-6 schlechte Posten, bevor ich ins Rennen fand. Aber auch hier resultierte am Ende ein toller 8. Rang. Für die WM war das sicherlich zu wenig, aber im Anbetracht der Vorgeschichte muss ich mit dem zufrieden sein, was ich habe.

GPS Langdistanz | GPS Mitteldistanz 

Es reichte dennoch für eine Selektion. Euromeeting in Estland und CISM Military World Games in China. Ob ich diese Wettkämpfe bestreiten werde ist noch unklar. Die Abklärungen mit dem Knie waren und sind immer noch im Gange und auch die Gesundheit des Knies ist ein auf und ab.

Nach den Selektionsläufen verbrachte ich eine tolle Woche zusammen mit dem deutschen OL Kolleg Bojan Blumenstein. Wir trainierten zuerst zwei Tage in seiner Heimat rings um Oslo (NOR) und dann zeigte ich ihm die Schönheit der Berner Alpen.

Auf dem Lötschenpass
Sonnenaufgang in den Bergen
Auf dem Niederhorn mit tierischer Begleitung
Auf der Schwalmere
Unser Nachtlager mit Lobhörner und Mond im Hintergrund
Blick vom Gemmenalphorn
Unterwegs auf den Lötschenpass
Verdiente Pause am Ende einer tollen Tour

Ich packte also wieder meinen Koffer und fuhr an den O-Ringen nach Schweden. Fuhr, weil ich für den Wettkampf genügend Zeit hatte und so für einmal nicht auf die teurere und umweltbelastende Variante „Fliegen“ zurück greifen musste, sondern mit dem Zug die Reise hin und zurück in Anspruch nahm.

Der Oringen selber ist dann recht einfach erklärt. Mir wurde aufgezeigt, dass nur mit Talent und Willen nicht wirklich viel zu erreichen ist, in diesem starken Feld. Es braucht Training, Training und Training gespickt mit viel Erfahrung und Routine und einem klaren Wettkampfkonzept im Kopf. Wenn dann das Talent und der Wille passt, dann kann man weit vorne sein. Bei mir passte aber einiges gar nicht zusammen und so musste ich eine Woche lang unten durch.

Am Limit unterwegs während dem Oringen 2019

Dabei meinte mein Trainer noch: vielleicht schadet es auch nicht, „wenn du mal etwas aufs Dach bekommst“. Das habe ich in Schweden und ein Teil in mir erkannte: das muss sich ändern.

Aber zuerst gilt es, mein Knie endlich sattelfest zu bekommen, das Training wieder konstant aufbauen zu können und dann kann ich auch an meinen Wettkampfkonzepten des Jahres 2017 weiterarbeiten und hoffentlich auch die Rennen zeigen, wie ich sie laufen will.