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Gold medal, representing Switzerland…!
Mit diesen Worten und unendlich vielen Eindrücken durfte ich an der Junioren-WM auf die oberste Stufe des Podests steigen.
Nach Silber in der Langdistanz vom 01. Juli und einem schlechteren Lauf über die Mitteldistanz, erfüllte ich mir am 5. Juli einen Traum.
Einmal ganz oben zu stehen, das wollte ich unbedingt und das motivierte mich den ganzen Winter durch immer wieder aufzustehen und weiter zu arbeiten!
Und jetzt: I made it!

junioren-Weltmeister 2013

Wir reisten am Samstag 29. Juni nach Hradec-Kralove, wo dann am nächsten Abend die Junioren-WM mit der Eröffnungsfeier startete.
Am Montag dann ging es bereits los – mit dem Langdistanzwettkampf hatten wir eine erste harte Prüfung vor uns.
Ich wusste nicht, wie gut meine Form im internationalen Bereich war. Was ich aber wusste, war, dass ich kämpfen konnte.
So nahm ich mir vor möglichst nahe am Strich zu laufen und meine Stärke in der Steigung auszunutzen.

Im Nachhinein betrachtet war die Taktik richtig! Leider jedoch nicht bei jeder Verbindung…
So verliere ich zum Beispiel auf der Route 2-3 über 60 Sekunden auf den Sieger (Piotr Parfianowic).
Die Variante direkt am Strich war eine brutale Kampfroute:


Die ganze Analyse der Route „Parfianowic vs. Schneider“ auf www.worldofo.com findet man hier: Analyse Long

Mein Rennen war aber physisch gut eingeteilt und ich hatte auch am Ende noch die Power die Hügel hoch zu rennen.
Wie stark die Form schlussendlich war, zeigt sich vor allem auf der Schlussschlaufe.
Hier verliere ich auf einer Laufzeit von knapp 15 Minuten nur gerade mal 30 Sekunden auf den „Superman“ (Alle Bestzeiten zusammen gezählt).
Auch technisch lief ich sehr gut – während 70 Minuten den Kopf immer bei der Sache zu haben ist nicht immer einfach und mit Ausnahme einer kleinen Schwächephase ist mir das sehr gut gelungen.
Die Schwächephase war leider genau in dem Moment, wo man nochmals so richtig fein OL machen musste…
Zu Posten 10 verliere ich über eine Minute und damit könnte man sagen ich verliere dort die Goldmedaille.
KÖNNTE! Denn ich sehe dies nicht als verloren – sondern ich habe Silber gewonnen!
Gold wäre an diesem Tag nicht drin gelegen – Piotr war etwas stärker als ich unterwegs.

Sei es, wie es sei – ich konnte auf jedenfall mit dem Wissen um eine Silbermedaille das Zielgelände verlassen.
Vize-Weltmeister in der Distanz, in welcher ich es am wenigsten erwartet habe!
Dies zeigt mir, dass ich mein Training trotz Verletzung durchziehen kann; sowie dass man nicht 10 Stunden laufen muss in der Woche, sondern dass man auch alternativ gut trainieren kann und seinen Körper schont dabei!
Diese Silbermedaille ist eine grosse Genugtuung nach all diesen Strapazen im Winter.
Und eigentlich wäre ich schon unendlich zufrieden nach Hause gegangen, wenn ich nur diesen Lauf gehabt hätte…

Karte Langdistanz

Rangliste

Die WM wollte es aber nicht so – die Achterbahn startete erst gerade!
Ich hatte enorm Mühe, mich auf die Mitteldistanz einzustellen und mich zu fokussieren.
Obwohl die Mitteldistanz die Disziplin ist, welche ich als meine Beste erachte!
Ich wusste, dass mir das Gelände liegt und nachdem ich in der Qualifikation dann etwas „Mühe“ hatte aber dennoch gut platziert war,
da wusste ich auch, dass ich es drauf habe um gut zu sein!
Ich wollte wohl insgeheim unbedingt gut sein in diesem Lauf (habe ich dieses Rennen doch schon ein Jahr lang vorbereitet!).
Und nun lernte ich eine einfache Regel des Spitzensports: steh dir nicht selbst im Weg!
Ich startete viel zu überhastet, wollte sofort in den perfekten Flow finden und insgeheim wollte ich gewinnen…
Das Resultat war recht einfach und eigentlich vorhersehbar: ich suchte den ersten Posten zwei Minuten lang!

Enttäuschung in der Mitteldistanz

Ich wurde vom Schweden Emil Svensk eingeholt und wir liefen dann in einem sehr schnellen Rennen bis ins Ziel zusammen.
Ich merkte hier, dass ich physisch diese Geschwindigkeit laufen kann, auch wenn wir noch kleine Bögen gemacht haben.
Für mich war es allerdings recht schwierig, mich zu quälen und ans Limit zu gehen, denn ich wusste, dass ich im Kampf um die Medaillen weg war und so liess ich Emil am Schluss dann davon ziehen…
Ich freute mich allerdings darüber, dass ich den grossen Teil des Rennens vor ihm lief und das zeigte mir eben, dass ich den Speed gehabt hätte…
Doch mit HÄTTE gewinnt man keine Loorbeeren..!
Die Achterbahn war also in einem Tiefpunkt angekommen und ich wollte nun unbedingt noch ein gutes Rennen zeigen – ich war wieder hungrig!

Resultate Mitteldistanz

Nach einem Ruhetag, wo wir mit dem Team etwas unternahmen war dann der Tag gekommen!

Freitag – 05. Juli 2013 – dieser Tag werde ich nie mehr in meinem Leben vergessen!

Ich war enorm nervös vor dem Sprint und als es dann endlich los ging fühlte ich mich eher etwas „schlapp“.
Aber meine Taktik war langsam und ruhig zu starten und da machen etwas schlappe Beine noch nichts aus!
Mir war sehr wichtig, dass ich diesen Lauf technisch und taktisch gut durch bringe – also mein Ziel war es einfach nochmals unter die besten 10 Junioren der Welt zu laufen.
Mehr wollte ich nicht – ich dachte keine Sekunde an Medaillen vor dem Rennen oder unterwegs.
Mein Lauf war dann wirklich gut!
Ich kam gut auf die Karte und nahm mir im schwierigen Startteil genügend Zeit.
Ich überlief zwar zweimal einen Posten, was mich jeweils ungefähr 5 Sekunden kostete, aber ich blieb dabei sehr cool.
Dann ging es in die Stadt und ich konnte voll aufdrehen.
Bereits zu Posten 9 war ich recht am Limit, als es die Treppen hoch ging.
Ich nahm mir aber dann genügend Zeit beim schwierigen Part in der Stadt und als ich in Richtung Überlauf rannte, drehte ich wieder auf.
Beim Zuschauerposten lag ich noch auf dem siebten Zwischenrang – ca. 20 Sekunden hinter der Bestzeit.
Doch auf der Schlusstrecke drehte ich nochmals einen Gang höher und vor allem: ich machte keine Sekunde Fehler!
So übernahm ich im Ziel mit vier Sekunden Vorsprung die Führung…

Im Startteil wars wirklich schwierig!

Doch nachdem ich als 68er Läufer gestartet war wusste ich, dass meine Zeit noch nicht so viel Wert hat.
Über 100 Läufer musste ich noch abwarten…
Doch keiner konnte meine Zeit toppen – viele waren zu Beginn schneller, wenige beim Überlauf und dann keiner im Ziel.
Das warten wurde zur Qual und ich wurde immer nervöser.
Irgendeinmal war es nur noch einer, der mich schlagen könnte. Silber hatte ich also auf sicher!
Aber in diesem Moment denkt niemand daran was man hat – ich merkte, dass ich gewinnen könnte!
Das ganze Team stand um mich herum und wir warteten alle auf den letzten Mann.

Auf einmal heisst es dann vom Speaker: „and he is too late – we have a new world-champion…“
Ich kann gar nicht erklären, was alles in einer Sekunde passieren kann!
Das ganze Team stürmte auf mich, Kameras waren überall und die Freude war unbeschreiblich!
Gefühlte Stunden lagen wir uns in den Armen und gefühlte 1000 Hände bekahm ich entgegen mit Gratulationen…
Ein unbeschreibliches schönes Gefühl, wie sich alle freuten – nicht nur Schweizer!
Und irgendwie ging dann alles so schnell mit Interview, Fotos, Interviews usw…
Plötzlich war die Medaillenzeremonie und meine Teamkollegen trugen mich sogar aufs Podium!

Danke Yves + Remo!

Ich habe oft davon geträumt, wie es sein könnte einmal zu oberst zu sein.
Bei vielen Indoor-Trainings sagte ich mir, ich mache es um mal nach vorne zu kommen…
Nun war ich da und all meine Vorstellungen wurden um Weiten übertroffen!
Das Gefühl, wenn die Hymne läuft – unbeschreiblich!
Und was die ganze Geschichte noch spezieller macht: ich war nicht alleine!
Die Hymne war auch etwas für Christoph Meier, welcher wie schon in der Langdistanz den genialen fünften Rang belegte!
Zwei Schweizer – zwei Mal auf dem Podest!
Was für eine Nation!!

Karte Sprint
Resultate Sprint

Nach dem Sprint war es noch schwieriger den Fokus zu finden für die Staffel.
Hier merkte ich, dass ich noch einen grossen Berg an Arbeit vor mir habe für meine Karriere, denn meine Staffelleistung war schlecht!
Jonas Egger lief eine gute Startstrecke und übergab mit knapp einer Minute Rückstand an achter Position.
Perfekt im Rennen!
Leider hatte auch Christoph etwas Mühe und verlor einige Plätze und etwas mehr Zeit auf die unschlagbaren Tschechen!
Ich startete an zwölfter Position – in Reichweite der Diplome!
Doch dieser Tag war dunkel für mich! Von Anfang an lief ich nicht so OL, wie ich das kann!
Fehler um Fehler und dann konnte ich auch physisch überhaupt nicht mehr mithalten…
Im Ziel nach 40 Minuten war ich dann ziemlich enttäuscht über meine Leistung!

Die Staffel soll aber nicht die gesamte Woche trüben!
Die Achterbahn des Spitzensports fährt nun nicht immer nur oben…
Ich konnte sicherlich mit einer unglaublichen Zufriedenheit nach Hause reisen, denn im Gepäck hatte ich zwei Medaillen!
Zu Hause besitze ich nun einen kompletten Medaillensatz mit:
Gold im Sprint, Silber in der Langdistanz und Bronze in der Mitteldistanz (von letztem Jahr)!

Das war meine letzte Junioren-WM, welche wie gesagt so erfolgreich endete, wie ich mir das nicht einmal erträumt habe!
Nun geniesse ich diese Gefühle etwas und gönne mir auch die nötige Zeit um wieder frische Energie zu tanken für die Herbstsaison.
Den Dienst als Sport-Soldat beende ich am 12. Juli und danach werde ich wieder etwas arbeiten.
Im Herbst warten sicher einige wirklich anspruchsvolle Wettkämpfe auf mich.
So freue ich mich besonders auf die Schweizermeisterschaften und auch auf den Junior-Europacup im Oktober!

Ein herzliches Dankeschön möchte ich hier noch allen Menschen geben, die mir in den vergangenen Zeit gratuliert haben,
mir Glück gewünscht haben oder mich irgendwie unterstützt haben!
Merci!!

Fotos JWOC
Bericht auf der JWOC-Website:
Long / Middle / Sprint
Bericht auf dem portugisischen Blogg:
Long / Sprint
Bericht auf Swiss-Orienteering:
Long / Middle Q / Middle F / Sprint / Staffel

Silber im Long!