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Generell
Ich schaue nun etwas zurück und versuche, die Saison etwas zusammengefasst zu präsentieren.
Als Bauingenieur bin ich ein grosse Fan von Zahlen und die versuche ich nun etwas wieder zu geben. Natürlich nur ganz kurz, denn ganz ehrlich, so interessant sind die nicht.

485h Training waren es in dieser Saison. Wobei nur gerade 250h davon zu Fuss waren. Sprich ich habe fast die Hälfte meines Trainings in dieser Saison alternativ bestritten. Dies sagt schon sehr viel über die Saison aus.

23 Stunden Training gab es im ganzen Monat April, nur gerade 38 Stunden waren es im Mai und 30h im Juni. Wenn man die Monate Dezember bis März anschaut (Durchschnittlich 48h pro Monat) zeigt dies deutlich auf, dass ich von April bis Juni kaum wirklich viel trainiert habe. Gar 0 Stunden Lauftraining waren es im März, nur gerade 2h Lauftraining im April. Grund dafür eine Verletzung Ende Februar, welche mich bis Ende Saison begleitete.

Komplettausfall
Den ganzen Frühling hindurch lief ich nicht ein einziges Rennen. Ich war gerade einmal bei der 10Mila dabei als Coach, wobei ich auch hier nicht ganz brillierte – ich verschlief zwei volle Strecken…
Erst Ende Mai konnte ich wieder mit einigen kleinen Wettkämpfen und Trainingswettkämpfen beginnen. Doch der Trainingsrückstand zeigte sich vorerst nicht sehr deutlich in den Resultaten. Ich gewann zusammen mit Simi und Joey Staffel Gold (endlich) und zusammen mit der ol Norska gewannen wir die Pfingststaffel. Ein zweiter Rang bei der 5er Staffel lag ebenfalls drin.

Zurück im Geschäft an den WM Testläufen
Noch nicht ganz mit dabei technisch, aber bereits auf einem tollen Niveau physisch konnte ich an den WM-Testläufen in Norwegen ansprechende Leistungen zeigen. Es reichte nicht für die WM, doch holte ich mir die Tickets für das Euromeeting sowie die Military World Games.
Obwohl ich die Testläufe gut absolvieren konnte, drängte sich aufgrund von anhaltenden Schmerzen im Knie die Frage nach einem erneuten operativen Eingriff auf. Ich durfte auf sehr rasche Abklärungen zählen und hatte auch einen Termin im Spital, bei welchem ich Mitte Juli mein Knie resp die Aufhängung vom Meniskus reparieren wollte.

SuperWoche mit SuperWirkung
Ich wollte aber die Zeit vor der OP noch nutzen und begab mich auf eine tolle Kilometer-Woche zusammen mit meinem Deutschen OL Kollegen Bojan Blumenstein. Spannenderweise reagierte das Knie nicht so, wie ich das erwartet hätte. Es blieb nämlich trotz vielen Laufkilometern sehr ruhig. Und so entschied ich gemeinsam mit meinem Coach, meiner Physiotherapeutin und Physiotherapeuten und meinem Arzt, dass wir die Operation noch verschieben und der konservativen Methode noch eine Chance geben. Es gab darauf hin Einlagen für die Schuhe von der Orthopädie-Praxis Kohler Orthoteam in Bern und viele neu Kraftübungen und Stabilisationsübungen in der Physio.

Viele Wettkämpfe mit wenig guten Resultate
Ich war zwar immer noch voll im Aufbau und sehr viel rennen konnte ich immer noch nicht, jedoch nahm ich bei einigen Wettkämpfen teil und versuchte, die Form zu puschen. Jedoch mit nur mässigem Erfolg. Viele Rennen bedeutete auch wieder vermehrt Stress auf dem ganzen Körper und insbesondere auf der Knie-Außenseite.

Ich musste also ab und zu wieder etwas pausieren und einen Schritt zurück nehmen und so war die Variante mit einer OP Ende Saison, oder noch vor dem Ende immer wieder im Gespräch.

Super Euromeeting
Mit diesen Gedanken im Kopf ging ich nach Estland ans Euromeeting, wo ich vielleicht zum letzten Mal diese Saison nochmals richtig gut laufen wollte.. Vielleicht würde ich nach dem Euromeeting operieren und deshalb wollte ich die Chance nutzen und mir selber zeigen, dass ich immer noch gut OL machen kann – auch in so einem Jahr.
Und endlich habe ich es wieder technisch, physisch und mental auf die Reihe gekriegt und normal OL gemacht. Es resultierten zwei gute 5e Ränge und Selbstvertrauen.

Die letzte Phase – China hoch 2
Ich entschied mich erneut gegen eine Operation vor Saisonende. Weil ich die Military-World Games in China in Aussicht hatte und weil mein Knie relativ stabil war. Die CISM (Military World Games) wollte ich mir nicht entgehen lassen, weil es ein Anlass der Superlative war. 10‘000 Teilnehmer aus verschiedensten Sportarten, eine Athletenstadt erbaut für diese Spiele, eine riesen Eröffnungszeremonie und sehr viele Skandale brachte diese CISM. Aber auch solide Rennen, wenn auch keine perfekten Einsätze. Weit weg von Medaillen und doch einigermassen zufrieden. Immerhin konnte ich starten und dies nach so einer Saison und nach so vielen hin und her Überlegungen.
Die CISM war ein riesen Erfolg für mich persönlich, denn es war genau der Event, den ich brauchte um zu merken, dass ich zwar weit weg davon bin, wo ich hin will, aber dass ich auch einiges richtig gemacht habe, sonst wäre ich nicht an diesem Event gewesen.
Das Tüpfchen auf dem i war dann die Teilnahme am Weltcupfinal in China. Mit einem tollen 18. Rang bei der Mitteldistanz und einer sehr tollen Sprintstaffel-Leistung konnte ich nochmals Selbstvertrauen und Weltcuppunkte holen und die Saison zufriedenstellend abschliessen.

Misslungene Sprinstaffel-SM und TOM Bronze
Ganz am Ende gab es am SM-Weekend in der Ostschweiz noch eine Medaille und eine Enttäuschung. Während wir an der TOM mit einer guten Teamleistung im Team mit Flanse und Simi noch die Bronzemedaille gewonnen haben, mussten wir uns am nächsten Tag mit einer Disqualifikation begnügen, da wir auf einer der vier Strecken einen falschen Posten zu beklagen hatten.
So kann es gehen und wir müssen unseren Titel leider abgeben – für ein Jahr, den holen wir uns wieder!

Ab nach Norwegen
Da diese Saison alles andere als toll war und ich nicht sehr zufrieden sein kann nach so wenig Wettkämpfen und Resultaten, war ich erleichtert, als ich am 7. November einen kleinen Traum von mir erfüllen konnte. Ich fuhr mit dem Auto vollgepackt in Richtung Norden, wo ich nun den ganzen Winter hindurch trainieren werde. Die Bedingungen sind atemberaubend und die Menschen um mich herum eine zweite Familie. Ich kann mit meinem neuen Trainingsrythmus und Plan hervorragend trainieren und hoffentlich eine gute Basis für mehr schaffen. Aber all zu viel will ich gar nicht voraus schauen – sondern vor allem den Moment geniessen.
Endlich einmal etwas weniger „denken“ und etwas mehr geniessen – nach so einer Saison bitter nötig.

Ich wünsche euch allen frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! 2020 – bald geht’s los!