Der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage liegt manchmal nur wenig auseinander.
Dies merkte ich am diesjährigen JEC (Junior-European-Cup) in Österreich, wo ich vom 13. bis 17. September war.
Super Gelände, spannende Wettkämpfe und ein gut besetztes Teilnehmerfeld erwartete uns in Arnoldstein (an der Grenze zu Italien/Slowenien) und ich konnte meine Erwartungen teilweise übertreffen, blieb jedoch kurze Zeit später unter der erwünschten Leistung…
Am 13. September startete unsere 23 köpfige Delegation mit den Bussen von Swiss-Orienteering in Richtung Arnoldstein, wo wir gegen Abend ankamen und unsere schöne Unterkunft bezogen.
Am Mittwoch standen zwei Trainings auf dem programm und dazwischen hatten wir sehr viel Freizeit.
Sprint
Am Donnerstag stand dann gegen Abend der Sprint auf dem Programm.
Im Vorfeld war nicht ganz klar, wie viel man denn in diesem Sprint im Wald ist und wie viel in der Stadt… Es schien also ein spannender Sprint zu werden.
Ich startete sehr zurückhaltend und nahm mir viel Zeit, um den Waldteil vorzubereiten (dies sieht man sehr deutlich auf der Grafik).
Als alles klar war, erhöhte ich mein lauftempo und lief einen super Waldteil.
Ich sah, dass die Bahn gegen Ende vorallem physisch war und so erhöhte ich mein Tempo nochmals und lief bald schon am Limit.
Ich machte keinen nennenswerten Fehler, lief sehr konstant durch und quälte mich bis ins Ziel…
So lief ich mit Bestzeit ein und schnell war klar, dass nicht mehr viele diese Zeit überbieten können.
Als dann der Däne Jakob Edsen einlief, wusste ich zuerst nicht, ob ich nun auf den zweiten Rang gefallen bin, oder nicht.
Doch dann stand es fest: Sieg, zeitgleich mit dem Dänen!
Ich war unglaublich happy und freute mich sehr, auf die Rangverkündigung und die Nationalhymne.
(Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn man vorne steht und die Hymne des eigenen Landes ertönt „nur“ für dich alleine…)

Siegerpodest H18
(Foto: Bernhard Liebher)
Staffel
Nur wenige Stunden nach der Rangverkündigung musste man sich voll und ganz auf die Staffel fokussieren.
Unser Team mit Alain Denzler (1. Strecke), François Borner (2. Strecke) und mir (3. Strecke) war absolut ready und wir freuten uns auf eine spannende Staffel.
Das Gelände forderte ein genauen Kompasseinsatz und unglaublich schnelle Beine, dazu musste man aber im richtigen Moment bremsen und die feinen Posten gut anlaufen.
Alain lief super und kam an dritter Stelle direkt hinter den Führenden zurück, François hatte dann leider die anderen Gabelungen, so dass er oft alleine lief und konnte daher nicht das gleiche Tempo laufen.
Er schickte mich an 10er Stelle ins Rennen und ich startete wieder etwas zurückhaltend.
Im Wissen, dass ein Pole (JWOC-Staffelsieger) direkt hinter mir lief, quälte ich mich etwas mehr den Hang hoch, wähtle dann einige Sicherheitsrouten im unübersichtlichen „Grünen“.
Ich musste mich aber vom physisch stärkeren Polen einholen lassen und war in einen Zweikampf verwickelt.
Im hohen Lauftempo passierte mir ein kleiner Kompassfehler, welchen ich aber schnell bemerkte und da konnte ich ein kleines Loch zwischen den Polen und mir reissen.
Ich erhöhte mein Tempo, damit der Pole und ein aufgeholter Russe mir nicht folgen können, musste aber einsehen, dass ich physisch nicht besser war als die anderen.
Also bereitete ich den Schlussteil vor und lies mich beinahe von den beiden einholen.
Jedoch spielte ich dann die Vorbereitung am Ende aus und konnte vor den anderen ins Ziel einlaufen auf dem 9. Rang.
Gegen vorne ist ein Loch von über einer Minute, welches ich nicht schliessen konnte…
Etwas enttäuscht mussten wir uns halt mit diesem Rang zufrieden geben, obwohl wir eindeutig unter unseren Erwartungen blieben.
Der 6. Rang von Schweiz 2 liess unseren Frust aber etwas kleiner werden, immerhin doch noch Schweizer auf dem Podest (und nicht nur lauter Norweger…) 😉
(Foto: Bernhard Liebher)
Langdistanz
Am Sonntag stand die Langdistanz auf dem Programm.
Der Wald (ein Felssturtzgebiet) versprach Abwechslung pur.
Grüne Abschnitte, Steinige Gebite mit sehr schlechter Belaufbarkeit, flache schnelle Teilstrecken, Hügelige Gebiete und und und…
Das OL-Herz sollte eigentlich höher Schlagen:
SOLLTE…! Doch mein Lauf war überhaupt nicht nach Wunsch, ich machte technisch viele Fehler und physisch konnte ich nicht im gewünschten Rythmus laufen, gegen Ende war dann auch der Wille zu Kämpfen nicht mehr gross…
Obwohl ich zwischenzeitlich sehr gute Abschnitte habe, wie man auf der Graik sieht, mache ich vier grosse Fehler (Posten 3, 10, 16, 17), welche mich insgesamt über 12′ kosten.
Ich war sehr fokussiert auf den Lauf und freute mich auch bei H20 starten zu dürfen.
Die Ziele waren hoch und ich wusste, dass ich mit einem guten Lauf unter die besten 10 laufen kann.
Ich bin sehr enttäuscht, welche Leistung ich dann gezeigt habe und es ist schwierig, den genauen Grund für diesen Absturz zu finden.
Sicherlich habe ich aber einiges aus diesem Rennen und auch aus der Entwicklung des JEC’s gelernt.
Manchmal liegt Freude und Frust näher beieinander, als man denkt…
Der 12. Rang sieht zwar eigentlich nicht einmal so schlecht aus (letztes Jahr war ich 9er), doch meiner Meinung nach zählt die Leistung mehr!
Mit etwas Abstand schaue ich auf einen sehr erfolgreichen JEC zurück, wo mir vor allem der Sprintsieg lange in Erinnerung bleiben wird!
Ich habe einiges gelernt und hoffe, dass ich von diesem Erlebnis (positiv und negativ) viele Erfahrungen in Zukunft gebrauchen kann und so vielleicht schon nächstes Jahr in der Schweiz am JEC nicht nur ein gutes Resultat erzielen werde. 🙂
Trainingslager in Slowenien
Nach dem JEC (im Anschluss an den LONG) reissten wir ca. 2 Stunden weiter nach Slowenien, genauer gesagt nach Ajdovscina.
Dort war dann unsere neue Unterkunft für die nächste Woche bereit und wir waren begeister vom Komfort dieser „Jugendherberge“. Infos hier: Klick
Uns erwartete spannendes/steiniges und für mich komplett neues Gelände.
Es war mein erster Aufenthalt in einem so krassen „negativ-Relief“ und ich genoss es richtig, die Senken und Mulden zu durchqueren.
Wir machten zwei Traininingswettkämpfen, ein Middle (mit Quali und Final) und ein Langdistanz.
Ansonsten gabs verschiedene Formen von Trainings und mit jedem angelaufenen Posten fühlte ich mich sicherer in diesem Gelände.
Hier einige Kartenbeispiele (drauf klicken für ganze Karte):
Weitere Karten hier
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