Nach dem letztjährigen Erlebnis an der Nacht-OL Schweizermeisterschaft (NOM), wo ich nach nur etwa einer Minute mein Rennen aufgrund eines Zusammenstosses aufgeben musste, war ich dieses Jahr doch ziemlich motiviert. Auch wenn ich nicht viel in der Nacht im Wald war (gerade mal zwei Mal im 2016), so freute ich mich auf eine lange und hoffentlich fordernde Nacht in einem hügeligen Wald bei Meggen (Luzern).
Ich startete um 20.40 Uhr in den Wald und fühlte mich eigentlich recht wohl.
Mein Konzept war von Anfang an: Sicherheit geht vor – nie übers Limit gehen und keine unnötigen Risiken eingehen. Ich lief etwas direkt zum ersten Posten und als ich durchs erste Dickicht durchlief, kam ich etwas ins Stolpern und stürzte nach vorne in Richtung Tannenäste. Ich landete etwas unglücklich und blieb mit dem Kopf, resp. dem Ohr irgendwo bei einem Ast hängen. So zog ich mir eine starke Schnitt- und Stichverletzung am linken Ohr zu (nach noch nicht einmal 5 Minuten). Sofort blutete ich sehr stark und ein pulsierender Schmerz stach mir ins Ohr. Ich wollte aber nicht schon wieder eine NOM aufgeben müssen, da ich seit 2010 aufgrund von Verletzungen, Krankheit oder Unfällen nie eine NOM lief oder fertig lief.
Also riss ich mich zusammen und lief einfach weiter. Das blutende Ohr störte mich ab dem Posten 4-5 nicht mehr wirklich und auch die Schmerzen konnte ich gut ausblenden. Technisch lief ich okej, mit einigen kleinen Bögen aber keinem grösseren Fehler und physisch war ich auch zufrieden, obwohl ich hier wirklich nicht an meine Grenze ging (um technisch dabei zu bleiben).
Leider flackerte dann auch noch meine Lampe kurz vor Posten 29, wo ich etwas unsicher wurde und langsam die letzten beiden Posten auswendig lernen musste. Kurz vor dem zweitletzten Posten war dann das Licht aus und ich lief noch gut zwei Minuten ohne Licht durch den Wald (Gottlob war es kurz vor dem Ziel).
Rangliste NOM
Nun das Märchen vom tapferen Schneiderlein endete an der diesjährigen NOM nicht schon im WKZ bei der Sanität, sondern hat eigentlich erst gerade begonnen.
Vor Ort hat man mein Ohr gereinigt und desinfiziert, verbunden und mich dann ins Spital geschickt. Also machte ich mich auf den Heimweg und war um ca. 01.00 Uhr in Bern im Inselspital. Die Wartezeit verkürzte meine Freundin Lea, welche noch um Mitternacht aus dem Bett ging und zu mir stiess in Bern. Sie hat mir gut zugeredet und mich abgelenkt, damit die Schmerzen nicht wirklich schlimm waren und auch die anschliessende Behandlung ohne Probleme ertragbar waren.
Im Inselspital wurde das Ohr gereinigt und da stellte man fest, dass ein Teil des Ohr-Knorpels sichtbar war und man wohl die Platzwunde und Schnittwunde genäht aber vor allem zuerst gereinigt werden muss.
Nach gut 1h Behandlung war ich dann wieder fertig und um 03.00 Uhr verliessen wir das Spital… Nun das Märchen ging dann erst um 04.00 Uhr zu Ende, als ich endlich im Bett lag.
Die NOM ist wohl einfach nicht wirklich mein Wettkampf und ich frage mich, ob ich mir in einem Jahr wieder so etwas antun will. Insbesondere, weil die Bahn technisch alles andere als Fordernd war und uns der Organisator mit nur einem Verpflegungsposten nach 30 Minuten auch nicht wirklich unterstützte (wer läuft schon 90 Minuten OL-Wettkampf und verpflegt sich nur einmal mit Wasserflaschen, die einfach so im Wald liegen? Da hätte ich mir also bei einem zweiten Posten nochmals so etwas gewünscht im Minimum…) Aber Kritik an dem Wettkampf auszuüben lasse ich mal aus – da ich hier nicht Objektiv sein würde…
Jetzt muss ich während 10 Tagen Antibiotika einnehmen und darf einige Zeit kein OL machen. Nach 2-3 Tagen Trainingspause sollte ich allerdings wieder mit Lauftraining beginnen können.
Über die physische Verfassung mache ich mir zum Glück keine Sorgen, die letzten Leistungstest zeigen, dass ich auf sehr gutem Weg bin und ich bin nach wie vor sehr zuversichtlich, dass ich in vier Wochen an den Selektionsläufen meine beste Karriereleistung abrufen werden kann!
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